Anti-capitalist.
Queer.
Riot.

Unsere Vision ist eine vielfältige Welt, frei von Diskriminierung und Ausbeutung. Eine Welt, in der wir solidarisch zusammenleben und aufeinander Acht geben.

Was ist der CSD Bern?

Das CSD Bern Kollektiv setzt sich für die Sichtbarkeit und Gleichberechtigung von LGBTQIA+ Menschen ein. Dafür organisieren wir eine jährliche Demonstration in Bern, den antikapitalistischen Christopher Street Day (CSD). Dabei machen wir auch auf andere Marginalisierungsformen wie Rassismus und Klassizismus aufmerksam. Mit einem intersektionalen Ansatz wollen wir zu einer queer-feministischen und inklusiven Gesellschaft in der Schweiz beitragen.

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Christopher

Street

Day

Der CSD erinnert an die Stonewall Riots vom 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street. Das legendäre Stonewall Inn ist als Geburtsort der modernen Bewegung für die Rechte von LGBTIAQ+ in die Geschichte eingegangen. An diesem Abend wehrten sich die Besucher*innen der Bar gegen eine Razzia der Polizei. 

Besonders am Aufstand beteiligt waren schwarze und latinx trans Frauen und Dragqueens wie Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera. Sie waren Zeug*innen der Polizeirazzia und gehörten zu den ersten Menschen, die Widerstand zeigten.

Ihr Mut, ihre Gegenwehr und ihre Beteiligung als Mitbegründer*innen der STAR (Street Transvestite Action Revolutionaries) im Jahr 1970 machten sie zu Begründer*innen des sogenannten gay liberation movement.

Seit 1970 wird in New York mit dem Christopher Street Liberation Day an die Stonewall Riots erinnert. Daraus entstanden auch die heutigen weltweitweiten CSD- und Prideveranstaltungen. 

Queere Kämpfe sind daher seit jeher intersektional und verknüpft mit den Kämpfen anderer marginalisierten Menschen.

Weil queeres Leben politisch ist.

Weil unsere Kämpfe nicht vorbei sind.

Weil Sichtbarkeit der erste Schritt ist, um Diskriminierung zu bekämpfen, Rechte einzufordern und queeres Leben als Teil unserer Gesellschaft anzuerkennen.

Der Christopher Street Day ist kein buntes Fest zur Unterhaltung der Mehrheitsgesellschaft, sondern ein kämpferischer Akt der Solidarität. Er erinnert an die queeren Aufstände gegen Polizeigewalt, an Widerstand gegen ein System, das uns unterdrückt, ausschliesst oder für Profit vereinnahmt. Konzerne hissen Regenbogenflaggen, während sie queere Mitarbeitende ausbeuten, diskriminieren und Begriffe wie «Inklusion» und «Diversität» aus ihren Strategien streichen. Queeres Leben ist kein Marketingtool! Unsere Kämpfe sind nicht käuflich! 

Umso mehr brauchen wir eine antikapitalistische und intersektionale queere Bewegung, welche die Verhältnisse kritisiert, anstatt sich bei den Ermächtigten anzubiedern. Der CSD erinnert so nicht nur an die Ursprünge queerer Kämpfe, sondern führt diese im gleichen Selbstverständnis weiter. 

Wir brauchen einen CSD, weil Rassismus, Klassismus, Ableismus, Transfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit und Sexismus auch heute noch Alltag sind. Wir leben in einem System, in dem unsere Rechte und unsere Stellung in der Gesellschaft abhängig von unserer Herkunft, unserem Ausweis, Geschlecht, Körper, Vermögen und unserer Sexualität sind. 

Wir brauchen einen CSD, weil wir uns immer noch nicht überall sicher fühlen können – auf der Strasse, in unserem Zuhause, in der Schule, bei der Arbeit, im Spital und in der Politik. Weil wir immer noch beleidigt, verfolgt, geschlagen, gedemütigt und getötet werden – weltweit und in der Schweiz.

Wir brauchen einen CSD, der die Stimmen derer laut macht, die oft überhört werden: trans, inter und nicht-binäre Personen, Sans-Papiers, Sexarbeiter*innen, People of Color, Menschen mit Fluchterfahrung, Menschen mit Behinderungen und viele mehr, deren Lebensrealitäten keinen Platz in der vorherrschenden Norm haben.

Wir brauchen einen CSD in Bern, weil auch die Hauptstadt Verantwortung trägt: für queeres Leben, für politische Veränderung, für eine gemeinsame Zukunft, in der alle sicher, sichtbar und frei sein können.

Unsere Befreiung beginnt dort, wo wir uns weigern, Teil eines Systems zu sein, das nur wenige schützt und viele ausschliesst.

Wir müssen laut sein, bis wir unüberhörbar werden. 

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Unsere Vision ist eine Welt, in der Menschen frei leben können.

Frei von rassistischer, ableistischer, queerfeindlicher, patriarchaler, kolonialistischer und kapitalistischer Gewalt. Frei von Vorurteilen, Unterdrückung und Abwertung. Frei von Angst, gesellschaftlichen Zwängen und ausgrenzenden Normen.

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Unsere Vision ist eine Welt der Vielfalt.

Eine Vielfalt der Geschlechter jenseits der Zwänge der binären Geschlechterordnung. Eine Vielfalt der Lebens- und Liebensarten jenseits der heterosexuellen Norm. Eine Vielfalt der Lebensrealitäten jenseits der kolonialistischen und rassistischen Realität. Kurz: eine Welt für viele statt für wenige.

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Unsere Vision ist eine zärtliche und fürsorgliche Welt.

Eine solidarische Welt, in der Menschen aufeinander Acht geben. In der Care-Arbeit von allen Menschen geleistet (und, solange wir im Kapitalismus leben: bezahlt) wird. Eine Welt, in der Zugang zu Gesundheitsversorgung, Wohnraum und Sicherheit, aber auch Zugang zu Ressourcen, Luxus und politischer Mitbestimmung für alle Menschen eine gelebte Selbstverständlichkeit sind.

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Diese Vision überschneidet sich mit Visionen feministischer, dekolonialistischer und antirassistischer Kämpfe sowie der Kämpfe aller marginalisierten Menschen.

Wir alle stehen im Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse und gegen Menschen und Institutionen, welche diese immer wieder mit Gewalt durchsetzen. Vereinen wir uns, lernen wir voneinander, tragen wir zueinander Sorge und kämpfen wir gemeinsam, Schulter an Schulter.

Wir, das CSD Bern Kollektiv, sind heute hier, um euch daran zu erinnern, dass wir in Solidarität zusammenstehen mit allen queeren Menschen auf der Welt. Wir möchten die Stimme all jener Menschen hörbar machen, welche rassifiziert, sexualisiert, marginalisiert und anderweitig diskriminiert werden und ihren Bedürfnissen den wohlverdienten Platz in unserer Gesellschaft einräumen. Lesben, Schwuchteln, Bisexuelle, Femboys, Tomboys, Queens, Kings und Quings, Sexarbeiter*innen, Aktivist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen, Sans-Papiers, Geflüchtete, Ausländer*innen, Ausgeschlossene und viele mehr gehören zu unserer Community.* Wir möchten euch daher daran erinnern, dass wir diesen Kampf gemeinsam bis zum Schluss fortführen und füreinander solidarisch einstehen!

Gerade deshalb braucht Bern als Hauptstadt der Schweiz einen antikapitalistischen Christopher Street Day (CSD), um die Forderungen unserer Community auf die Strasse zu tragen und unsere gemeinsamen Feinde anzuerkennen und zu benennen. Diese sind unter anderem der Kapitalismus und das Patriarchat, welche Hand in Hand arbeiten, sich gegenseitig nähren und beeinflussen und so mehrfach marginalisierte Personen weiter unterdrücken. Daher muss die queere Bewegung zwingend antikapitalistisch, antirassistisch, antimilitaristisch, gegen Tierausbeutung und unter Einbeziehung von Sexarbeiter*innen sein und für diese Werthaltungen einstehen.

Wir setzen uns für Folgendes ein:

  • Queere Befreiung statt Regenbogenkapitalismus!
  • Einbezug und Sichtbarkeit aller marginalisierten queeren Menschen statt Ausgrenzung und Diskriminierung!
  • Das Ende des Patriarchats statt die Verfestigung und Reproduktion gefährlicher konservativer Geschlechterrollen!
  • Die Abschaffung von nationalstaatlichen Grenzen und Bewegungsfreiheit für alle statt Fremdenfeindlichkeit und Rassismus!
  • Die Beendigung des modernen Imperialismus und die Heilung der durch den Kolonialismus verursachten Wunden statt Ausbeutung!
  • Institutioneller Wandel statt staatliche Gewalt!
  • Zugänglichkeit und Inklusivität statt Barrieren und Ableismus.
  • Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen, insbesondere hinsichtlich der Gesundheitsversorgung statt Privatisierung und Schutz der Reichen!
  • Umweltschutz und Nachhaltigkeit statt Gier nach Profit und Konsum!

Während wir diese Forderungen auf die Strassen von Bern tragen, müssen wir uns gleichzeitig aber auch bewusst sein, dass die Identitäten, Lebenswelten und Erfahrungen von Menschen durch eine Vielzahl von sozialen Faktoren bestimmt werden, wie beispielsweise: Geschlecht, sexuelle Orientierung, Herkunft, Hautfarbe, Klasse, sozio-ökonomischer Status, Behinderungen und viele mehr. Diese prägen unsere Möglichkeiten, unsere Privilegien und unseren Platz in der Gesellschaft.

Dadurch erleben viele Menschen gleichzeitig unterschiedliche und teils auch überlappende Formen von Diskriminierung und Privilegien — auch innerhalb der LGBTQIA+ Community. Aus diesem Grund müssen wir unbedingt intersektional denken und handeln und für die Inklusion, Sichtbarkeit und Ermächtigung aller Mitglieder unserer Community einstehen. Systemveränderung und soziale Gerechtigkeit können wir nur durch gemeinsame Zusammenarbeit, Solidarität und Unterstützung erreichen! Deshalb: Tragt mit uns unsere Forderungen am 31. Mai 2025 gemeinsam auf die Strassen Berns. Bleiben wir als Community vereint und solidarisch!

CSD Bern

* Bitte beachte, dass diese Begriffe innerhalb der queeren Community als Zeichen des Widerstands verwendet und wieder angeeignet werden und sei dir bewusst, wie und in welchem Kontext du sie brauchst.

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Kontakt

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E-Mail: csd-bern@immerda.ch